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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Suchergebnis für Alte Welt

Band 4, Seite [250]
21. August 1867
Heute starb an einer Lungenentzündung der Eigenthümer des Hauses Dr. Senftleben in einem Alter von 76 Jahren mit Hinterlassung eines ziemlich bedeutenden Vermögens, das sich großentheils in baar in allen möglichen Kisten und Kasten vorgefunden.
Er lebte nur von kalten Speisen, äußerst einfach und hielt nicht sonderlich viel auf Reinlichkeit, so daß es in seiner Stube, welche er niemals reinigen ließ und in der letzten Zeit zu allen Bedürfnissen benutzte, vor Gestank nicht auszuhalten war. Als ich ihn vor einigen Jahren besuchte, um mir das Innere des Hauses, dessen stets verschlossene Thüren und Fenster schon längst meine Neugierde aus das Höchste gereitzt hatten, anzusehen und wo möglich zu zeichnen, fand ich ihn, nachdem ich einige Zeit wegen des Eintretens zu ihm erst mit seiner Hausmagd, sodann mit ihm selbst parlamentirt hatte, in einen langen alten grünen Schlafrock bekleidet mit einem ungestärkten Hemde, ein paar Unterhosen, Strümpfe und Pantoffeln. Das Haar lang und grau und nimmer in Ordnung gebracht, hing ihm wirr auf die theilweise schon kahle Stirn, über die rothberänderten Augen und in derselben Weise zeigte sich der lange dürre Bart verwahrlost. Er sprach mit feiner Stimme, war sehr schüchtern, ängstlich und zurückhaltend, sonst aber artig und mit den Formen der gebildeten Welt vertraut. Das Zimmer des ersten Stocks, das die Ecke mit der Zeil und der Friedbergerstraße bildete, machte mir einen seltsamen Eindruck, und ich hätte niemals geglaubt, im Jahre 1865 in Frankfurt am Main etwas Derartiges zu finden. Die Fenster nach der Zeil hin waren so erblindet und bestaubt, daß ich die gegenüberliegende Constablerwache nicht erkennen konnte. Diejenigen nach der Friedbergergasse hin aber waren mit einem Stoff zugenagelt, der in unordentlichen Falten herumhing und über und über bestaubt war. An diese ans
Band 5, Seite 47
Ortenberg und Klein Cronberg nunmehr zusammengezogen sind, wobei noch besonders hervorzuheben ist, daß das Haus Klein Cronberg das Wohnhaus des berühmten Malers Sebald Fiol gewesen ist oder doch wenigstens in den Jahren 1443-1458 ihm gehörte. Auf dem Plan von Ulrich vom Jahre 1811 besteht das Haus als noch in drei Theile getrennt.
Auf dem Belagerungsplan von 1552 ist das Haus in seiner alten Form verzeichnet, unzuverlässig zwar, jedoch unverkennbar und ist dabei noch die Mauer zu sehen, welche den alten Pfarrkirchhof von der Fahrgasse trennt und zwischen dem Hause und der alten Mehlwaage einen Thoreingang hatte.
Merian giebt im Jahre 1628, also 10 Jahre nach seiner Umgestaltung eine ziemlich treue Zeichnung davon und ist daselbst der Treppenthurm noch ersichtlich, welcher bei der Reparatur im Jahre 1722 - 24 in seinem oberen, über das Dach hervorragenden Theile, wahrscheinlich verschwunden ist. - Gegenwärtig ist man beschäftigt, die letzten Reste des Hauses abzutragen, und der Himmel schaut traurig durch die Fensterhöhlen diesem Beginnen zu, das unsre Altstadt eine seiner schönsten Zierden beraubt. Noch wenig Tage, und es ist Alles, bis auf den letzten Stein verschwunden. Also ist die Herrlichkeit der Welt vergänglich!!
Band 5
57
So lange ich mich des Hauses erinnerte, wurde es von einem Schreiner Namens Hirth bewohnt; derselbe hatte seine Werkstätte im Erdgeschoß, er verfertigte hauptsächlich Särge, welche er mit Kienruß schwarz anstrich und, um den üblen Geruch nicht im Hause zu haben, dieses Geschäft auf der Straße vornahm. Er hatte beständig eine weiße Nachtmütze auf dem Kopf und wurde bei seiner Arbeit von einem taubstummen Gesellen unterstützt, welchen er öfters thätlich arg misshandelte, einmal aber verstand derselbe die Sache falsch, packte den rappelichen Alten und schlug ihn windelweich, beinahe bis zur Ohnmacht; da er ihn natürlich nicht schreien hörte, hätte er ihn beinahe erdrosselt, bis sich die Nachbarschaft ins Mittel legte und den gebläuten Meister aus den Händen des Wüthenden befreite. Er schlug ihn später nicht mehr, alle Welt aber gönnte ihm die wohlverdiente, wenn auch etwas derbe Züchtigung. Der Taubstumme kam später in das Versorgungshaus.
Band 7, Seite [210]
innig bedauern, daß ich nicht im vorigen Jahrhundert das Haus hätte nach der Natur zeichnen können, es wäre etwas ganz andres geworden. Ich bin mit meinem ganzen Streben rein um 100 Jahre zu spät auf die Welt gekommen.
Das Haus muß in den Zeiten seines Glanzes ein stattliches Aussehen gehabt haben mit seinen großen Fenstern, nach damaligem Gebrauch mit runden, wahrscheinlich gemalten Scheiben, deren eine einzige sich erhalten hat, s. Abb. [R1523], Thoren von Eichenholz mit kunstreichen Beschlägen, mit seinen klirrenden Wetterfahnen, seinem reinlichen Estrich und den mit verzierten Thonplättchen belegten Fußböden der inneren Räume.
Ganz gewiß fanden sich darin alte große Kamine mit schönen Ornamenten und Wappen, in Stein gehauen, welche allabendlich die ganze Familie im Winter um sich versammelten. Wie muß der Blick von den Zinnen des Hauses oder gar des Thurmes reizend gewesen sein, über die niedrigen Holzhäuser der Stadt weg nach dem Taunus und der prächtigen Ebene und hinüber nach Sachsenhausen und dem Main hinauf nach Offenbach und dem Freigericht.
Sodann in der nächsten Nähe das lebendige Gewühl auf dem Liebfrauenberg und in sonntäglicher Stille die Orgelklänge und den Chorgesang, gegenüber den schönen Braunfels mit seinem wundervollen gothischen Erker, die Linden an der Liebfrauenkirche, sodann die schöne altdeutsche Tracht der herumwandelnden Figuren. Was aber
Band 8, Seite [214]
alten Zustand, ist das Haus 5, dessen Thüren, Fenster, Klopfer und Läden als wahre Muster gelten können, s. Abb. [R0401] [R1511] Das Haus 4, das eigentliche Gasthaus, gehört dem Anfang des vorigen Jahrh. an und macht mit seinen weit vortretenden Pfeilern auf den Ecken einen stattlichen Eindruck. Vor i[h]m befand sich früher ein sogenanntes Wetterdach, s. Abb., das ich noch gesehen und im Bilde festgehalten habe; es war dazu bestimmt, bei schlechtem Wetter die Güterwagen aus- und einzuladen und verlieh dem Ganzen einen eigenthümlichen Charakter.
Später wurde das Dach entfernt und eine Art Balkon daraus gemacht, welcher aber in allerjüngster Zeit ebenfalls weggeschafft wurde. Das Haus hat in seiner äußeren Erscheinung viel Aehnlichkeit mit den drei weißen Rossen, welches ganz in der Nähe liegt, s.d.
Die jüngsten Bauten des Hofes sind die nach der Schnurgasse hin gelegenen Häuser 7 und 9, d.h. jedoch nur in einzelnen Theilen. Die überbauten Bogen machen einen gar behaglichen Eindruck, namentlich der an der Schnurgasse, welcher auf seinem oberen Theile der Gallerie in ein kleines Gärtchen verwandelt ist.
In diesen Höfen herrschte früher ein eigenes Leben; es war wie eine Welt im Kleinen, das Fuhrmannsgetriebe und das sorglose Hantiren auf offener Straße breiteten einen ganz eigenthümlichen Klang der Wohlhäbigkeit
Band 10, Seite 157
Alte Welt | Schäferhof
Schäfergasse 13
C.152
Mai 1862
Ein noch beinahe ganz erhaltenes Haus aus [dem] 17. Jahrh. mit reichen Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks und einem nach der Straße zu gekehrten Giebel. In den vorderen Zimmern des ersten Stocks befinden sich an der Decke in reicher Stukaturarbeit Scenen aus der hl. Schrift ausgeführt. Die Figuren sind beinahe ganz erhaben und treten frei heraus, ähnliche Beispiele kommen hier noch vor im Haus Stolzenberg am Garküchenplatz, s.d. und in der gold. Wage, Markt, s.d.
An den Thüren findet sich altes geschnitztes Holzwerk und sonst noch alte Ueberreste der Entstehungszeit, ferner im Hause auf allen Vorplätzen Gewinkel trepp auf und ab. An dem Brunnen im ersten Hofe liegt ein Stein als Untersatz für die Gefäße, welcher offenbar nicht dahin gehört, sondern einem Thorbogen entnommen zu seyn scheint, dem er wohl früher als Schlußstein gedient haben mag; er trägt die Jahreszahl 1674 nebst den Buchstaben C. K. und eine Hausmarke, welche eine Maischgabel, das Zeichen des Bierbrauerhandwerks darstellt. Die Buchstaben C. K. könnten auf den Namen Kruck deuten, welcher Familie das Haus bis in die letzte Zeit gehörte und welche das Wagnerhandwerk in dem Hause betrieb.
Die Durchfahrt nach dem zweiten Hofe war früher durch zwei steinerne Thorbogen geschlossen, die jedoch herausgebrochen sind, aber deutliche Spuren ihres Daseyns hinterließen, und wahrscheinlich dürfte
Band 10, Seite 159
befand sich früher ein Ziehbrunnen, der aber längst außer Gebrauch und durch eine benachbarte Pumpe ersetzt wird. Die Ringmauer ist älter als die auf ihr stehenden Gebäude, sie steht allenthalben ungefähr um einen Fuß vor und ist etwa 10 Fuß hoch, stellenweise aber auch viel höher; wann sie erbaut wurde, konnte ich bis jetzt noch nicht ermitteln.
Auf der Ab. [R1582] des Hauses ist dieselbe da, wo sie in dem Nachbarhofe 15 freiliegt, sehr deutlich zu sehen und scheint gemeinschaftlich zu seyn.
Häuser in dieser Art und in dieser Weise erhalten, gehören jetzt schon zu den Seltenheiten, und wie ich vernommen, droht auch diesem so schönen Beispiel bereits die Vernichtung, indem es von Herrn Lejeune, dem Besitzer des Nachbarhauses 15, erkauft ist und zu Geschäftszwecken verändert oder ganz umgebaut werden soll.
Die Abb. [R1582] zeigt das Vorderhaus, wie es vor der Reparatur etwa um das Jahr 1860 ausgesehen hat, damals war die kleine Pforte noch nicht in einen Laden verwandelt, ich habe diese entstellende Veränderung weggelassen und dasselbe in seinem Originalzustand gegeben.
Band 10, Seite 185
Schaumainthor | Linden alte
21. Februar 1874
Seit ungefähr 14 Tagen sind die Linden vor dem Schaumainthore gefällt. Zwei davon wurden durch Herrn Oekonom Otto Petsch ersteigert und will sie derselbe durchaus stehen lassen, was ihm aber wahrscheinlich wenig helfen wird. Mit ihnen verändert der ganze Platz sein Aussehen. Als in Frankfurt noch der 18. Oct. gefeiert wurde, standen unter diesen Linden in der Regel die Kanonen und alle Welt promenirte an dem diesseitigen Ufer um die Blitze derselben zu sehen und namentlich die Dampfringe zu bewundern, welche aus den beiden auf den Flügeln aufgestellten Haubitzen geschleudert wurden. Dazu läuteten alle Glocken. -
Alles vorbei!
Band 10, Seite 229
Altes Lagerhaus in der Neuen Schlesingergasse, aus dem ersten Stock des Städel‘schen Kunstinstituts gesehen
Neue Schlesingergasse 6
E.12c
20. Juni 1865
Da im Augenblick durch das Aufführen eines hohen Wohnhauses in dem gegenüberliegenden Garten der ganze, von hier aus sichtbare Theil der alten Gebäude in der ehemaligen Stangengasse sammt der Aussicht nach der Katharinenkirche für immer verdeckt wird, so wollte ich nicht verfehlen, das wirklich interessantealtstädtische Plätzchen in einer Abbildung [R0131] der Vergessenheit zu entreißen. Die Katharinenkirche bildet den Hintergrund, dicht davor schiebt sich das alterthümliche Thürmchen des Schlesingerhofs in der alten Schlesingergasse, und der Vorgrundwird von dem Giebel des alten, heute noch stehenden Lagerhauses gebildet; alle diese Gebäude, wie sie sich hintereinander verschieben und zu einem Bilde vereinigen, gehörendem alten Frankfurt an und bildeten mitten in der sie umgebenden neuen Welt einen seltsamen Contrast.
Die schon ziemlich hohen Bäume wurzeln in dem Grund, der seit dem Anfang der 40er Jahre den alte Stadtgraben ausfüllt; und nun wird diese Erde abermals ausgegraben um Fundamente für ein modernes Wohnhaus zu gewinnen; so wechselt der Wellenschlag der Zeit auf und ab, und die leblosen Dinge haben ihre Schicksale so gut wie die Menschen.
In dem Artikel - Neue Schlesingergasse,
Band 10, Seite [364]
Wappenträger im Falken, Falkengasse - Stein
Madonna im Dominikanerkloster - Holz
Schäfergasse, Kopf in der Brandmauer, Alte Welt - Stein